Um das kulturelle Erbe in allen Phasen einer Krise wirksam und nachhaltig zu schützen und zu erhalten, sind gut aufbereitete und schnell verfügbare digitale Informationen ebenso wie gut ausgebildete und handlungssichere Entscheidungsträger unabdingbare Voraussetzung. Im Jahr 2019 wurde daher das Projekt „KulturGutRetter (KGR) – Ein Mechanismus zur schnellen Hilfe für Kulturerbe in Krisensituationen“ gestartet.
“ Virtual Museum Collections of Yemen – Post-Conflict Recovery of Yemeni Museums“ widmen sich dem Erhalt der Sammlungen jemenitischer Museen. Die photogrammetrische Aufnahme der gefährdeten Museumssammlungen und das Capacity Building vor Ort stehen im Vordergrund des Projektes.
Ein digitales Informationssystem, der Ancient Yemen Digital Atlas (AYDA), trägt zum Schutz und Erhalt des jemenitischen Kulturerbes bei. AYDA erfasst den Denkmalbestand sowie die antiken Fundstellen des Landes und dient der Archivierung verschiedener archäologische Forschungsdaten in einem englisch- arabischsprachigen webbasierten Denkmalinformationssystem.
Forschende am Deutschen Archäologischen Institut (DAI) haben die digitale webbasierte Anwendung „Palmyra GIS“ und den dazugehörigen 3D-Druck des Geländemodells der antiken Ruinenstadt entwickelt, um zum Schutz des gefährdeten Weltkulturerbes beizutragen. WissenschaftlerInnen des DAI digitalisierten analoge Datensätze oder erstellten neue digitale Daten, die nun erstmals zugänglich sind.
Diese Maßnahme (unter dem Dach des Archaeological Heritage Network – ArcHerNet und des Projektes „Stunde Null“) soll die Sicherung und Restaurierung des kulturellen Erbes in kriegszerstörten Städten des Mittleren Ostens vorbereiten und unterstützen.
Das Projekt Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise ist das erste gemeinsame Projekt, das die Mitglieder des Archaeological Heritage Network, finanziert durch das Auswärtige Amt, 2016 ins Leben gerufen haben. Ziel ist, in konflikt- und krisengeschüttelten Ländern Kapazitäten und Grundlagen für die Zeit nach der Krise aufzubauen.
Grundlegendes Modul des Projektes „Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise“ ist die Erschließung von Informationen, die für die Vorbereitung von Wiederaufbaumaßnahmen notwendig sind.
Das digitale 3D Modell des Basars von Aleppo dient als Maßnahme des Kulturerhalts und dem Aufbau einer Experten- und Nachwuchsgruppe.
Das zweijährige Weiterbildungsprogramm Stewards of Cultural Heritage richtet sich an in die Türkei geflohene syrische Experten (Archäologen, Architekten und Denkmalpfleger). Finanziert wird die Durchführung im Rahmen von Stunde Null; die Trainees werden durch Stipendien der Gerda Henkel Stiftung unterstützt.
Die Maßnahme im Rahmen von Stunde Null wird vom DAI in Kooperation mit dem Projekt „Emergency Safeguarding of the Syrian Cultural Heritage“ des UNESCO Field Office Beirut und dem Arab Center for Architecture in Beirut durchgeführt.
Der Masterstudiengang „Architectural Conservation“ an der German Jordanian University in Amman wurde 2016 eingeführt. Der Studiengang ermöglicht sowohl jordanischen als auch geflüchteten Studierenden eine akademische Qualifizierung im Bereich Bauforschung, Denkmalpflege und Kulturerhalt.
Angesichts der immensen Herausforderungen im Kulturgüterschutz und Kulturerhalt in Krisenregionen ist es von entscheidender Wichtigkeit, rechtzeitig für die Ausbildung des Fachkräftenachwuchses zu sorgen. Hier setzt der Joint Master „Heritage Conservation and Site Management“ an, der von der BTU Cottbus-Senftenberg in Kooperation mit der Helwan University (Kairo) und mit Unterstützung des Deutschen Archäologischen Instituts und des Ägyptischen Antikenministeriums umgesetzt wird.
Im Rahmen von „Stunde Null“ fand vom 30. Juni bis 2. Juli 2016 an der BTU Cottbus-Senftenberg das Colloquium „Guidelines on Safeguarding Cultural Significance of Urban Structures Damaged by Armed Conflict“ statt. Hier diskutierten internationale Experten über konkrete Handlungsempfehlungen für einen sensiblen Umgang mit kriegsbeschädigten historischen Städten.
Gadara, das moderne Umm Qays, gilt als eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler Jordaniens. Dort arbeitet das Deutsche Archäologische Institut schon seit vielen Jahren wissenschaftlich mit umfassenden Forschungsfragen, die auch Raumbeziehungen innerhalb der Stadt als auch ihre Einbettung in das Umland betreffen. Seit 2010 finden in diesem integrierten Kontext auch umfangreiche Initiativen zur Kultur- und Naturvermittlung statt.
Am DAI wird bereits seit acht Jahren das „Iraqi-German Summer Programme“ für irakische Studierende und Praktiker gemeinsam mit universitären und außeruniversitären Partnern durchgeführt. Wegen der starken Nachfrage von irakischer Seite befindet sich das Programm in der Erweiterungsphase zu einem Deutsch-Irakischen Zentrums zur Aus- und Fortbildung von Experten für den Kulturerhalt.
Die Fortbildungsmaßnahme im Rahmen von „Stunde Null“ richtet sich an NachwuchsarchäologInnen und -ArchitektInnen der irakischen Antikenverwaltung. Sie wird durch die Außenstelle Baghdad der Orientabteilung des DAI im Südirak organisiert und durchgeführt.
Theoretisches Wissen praktisch am Beispiel bedeutender Denkmale in Jordanien anzuwenden, ist Ziel der im Rahmen von „Stunde Null“ durchgeführten Trainingsmaßnahme. Sie richtet sich an Studierende jordanischer, syrischer und anderer Herkunft an zwei jordanischen Universitäten in Amman – der University of Jordan (JU) und der German Jordanian University (GJU).
Die Trainingsmaßnahme im Rahmen von „Stunde Null“ wird vom IT-Referat des DAI in Kooperation mit dem Projekt „Emergency Safeguarding of the Syrian Cultural Heritage“ des UNESCO Field Office Beirut durchgeführt. Sie baut auf dem Informationspool des Syrian Heritage Archive Project (SHAP) auf, einem Kooperationsprojekt des Museums für Islamische Kunst (SMP-SPK) und des DAI als wesentlicher Voraussetzung für jede Form von Damage Assessment und Planungsarbeiten zur Vorbereitung von Wiederaufbau sowie zum Schutz des kulturellen Erbes.
Intensivtraining der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW-Berlin) für syrische RestauratorInnen und Museumspersonal in Kooperation mit dem UNESCO Field Office in Beirut durch. Der Kurs beinhaltete die Grundlagen der Präventiven Konservierung, u.a. Übungen zur Verpackung, zum Transport und zur Lagerung von Kulturgütern. Daneben werden Techniken der Dokumentation und des Monitorings, jeweils mit Fokus auf evakuierte Sammlungen, vermittelt.
Das Trainingsprojekt zum Bauerhalt und zur Präsentation archäologischer Architektur wurde im Rahmen von ArcHerNet und des Projektes „Stunde Null“ Projektes von 2016-2018 durchgeführt.
Das Fortbildungstraining im ‚Dokumentarfilmen‘ im Rahmen von „Stunde Null“ zielt auf das Erlernen von Techniken des Dokumentarfilmens zur Vermittlung von Themen wie kulturellem Erbe, archäologischer Erforschung und Konservierung. In Baalbek (Libanon) erstellten syrische Flüchtlinge und lokale Trainees, angeleitet von libanesischen und deutschen Experten eine filmische Dokumentation über die archäologische Stätte und aktuelle Konservierungsmaßnahmen. In Uruk (Irak) fand eine Schulung von irakischen Trainees durch irakische und deutsche Experten statt.
Das Projekt zur Schadensbewertung baut unmittelbar auf der bereits vorhandenen, umfangreichen Archivdatenbank des Syrian Heritage Archive Projects (SHAP) auf, einem Kooperationsprojekt des Museums für Islamische Kunst und des Deutschen Archäologischen Instituts, in dem bereits über 120.000 Fotos, Pläne und Karten zu syrischen Kulturgütern mit Mitteln des Auswärtigen Amts seit Herbst 2013 digitalisiert wurden. Syrische und internationale Wissenschaftler haben sich nun zusammengeschlossen, um das Syrian Heritage Archive Project um ein zentrales Modul zu bereichern.