Gadara, das moderne Umm Qays, gilt als eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler Jordaniens. Dort arbeitet das Deutsche Archäologische Institut schon seit vielen Jahren wissenschaftlich mit umfassenden Forschungsfragen, die auch Raumbeziehungen innerhalb der Stadt als auch ihre Einbettung in das Umland betreffen. Seit 2010 finden in diesem integrierten Kontext auch umfangreiche Initiativen zur Kultur- und Naturvermittlung statt. Die Orient-Abteilung des DAI konzipiert und unternimmt diese Maßnahmen des Awareness Raising bewusst in enger Zusammenarbeit mit der örtlichen Gemeinschaft. Zur Bewahrung der Denkmäler in der Region allgemein und insbesondere in der antiken Stadtanlage Gadaras hat die Abteilung im Rahmen von „Stunde Null“ ein Trainingsprogramm für örtliche Handwerker und nach Jordanien geflüchtete syrische Handwerker eingerichtet, in dem das traditionelle Steinmetz-Handwerk vermittelt wird. Darüber hinaus werden die Teilnehmer auch in ökonomische Arbeitstechniken dieses alten Handwerks eingeführt. Auf der einen Seite wird damit nicht nur handwerkliches know how vermittelt, sondern zudem das immaterielle Erbe gestärkt.
Die Programme in Gadara zielen auf die Vermittlung von Kenntnissen im Kultur- und Naturerbe zur Stärkung der lokalen jordanischen Bevölkerung und stützen das lokale Capacity Building. Aber sie gehen darüber hinaus, indem auch syrische Flüchtlinge integriert werden. Ihnen soll ermöglicht werden, praktisch-handwerkliches und akademisches Wissen zu erwerben, das sie in die Lage versetzen soll, in der Zukunft aktiv am Kulturerhalt und Wiederaufbau ihres Landes mitzuwirken.
Gadara liegt im äußersten Nordwesten Jordaniens, nahe der Grenze zu Israel und Syrien. Im Laufe der letzten 30 Jahre wurden zahlreiche Ausgrabungen sowie Surveys durch die Orient-Abteilung des DAI in der antiken Stadt und ihrem Umland durchgeführt. Die aktuellen Untersuchungen in Gadara/Umm Qays sind ein Gemeinschaftsprojekt der Orient-Abteilung des DAI (Claudia Bührig) in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Instituts der Universität Hamburg (Frank Andraschko).