Virtuelle Museumssammlungen des Jemen

Virtuelle Museumssammlungen des Jemen

Virtuelle Museumssammlungen des Jemen

10/08/2020

Das Projekt „Virtual Museum Collections of Yemen – Post-Conflict Recovery of Yemeni Museums“ widmen sich dem Erhalt der Sammlungen jemenitischer Museen. Die photogrammetrische Aufnahme der gefährdeten Museumssammlungen und das Capacity Building vor Ort stehen im Vordergrund des Projektes. Langfristig soll es möglich werden die Sammlungen in Form von virtuellen Museen zu präsentieren.

Der Krieg und die wirtschaftliche Krise führen im Jemen zu einer zunehmenden Zerstörung des kulturellen Erbes. Diese erfolgt u.a. durch Raubgrabungen, Plünderungen und unautorisierte Baumaßnahmen an den antiken Fundstätten sowie illegalen Antikenhandel. Neben den antiken und historischen Stätten sind insbesondere die jemenitischen Museen und ihre Sammlungen akut gefährdet. Museen werden geplündert oder durch Luftangriffe komplett zerstört.

Die Kulturerhaltprojekte der Außenstelle Sanaa des Deutschen Archäologischen Instituts, die in enger Kooperation mit der jemenitischen Antikenbehörde GOAM vor Ort durchgeführt werden, widmen sich daher auch dem Erhalt der Sammlungen jemenitischer Museen. Zunächst konzentrierten sich die Arbeiten zur Sicherung und Archivierung von Museumsobjekten auf das Nationalmuseum in Sana‘a. Nach fünf Jahren Krieg und damit einhergehenden Luftangriffen sind die Objekte des Nationalmuseums in Sana‘a akut gefährdet. Zwar wurden zunächst notdürftig Sicherungsarbeiten durchgeführt, doch weist das damals verwendete provisorische Verpackungsmaterial heute Schäden durch Ungeziefer, Luftfeuchtigkeit oder UV-Strahlung auf.

Das Projekt beinhaltet konkrete Maßnahmen, um die Museumsbestände vor Plünderungen, Kriegsschäden und unsachgemäßer Lagerung zu schützen. Zunächst wurde das Projekt durch das Kulturerhalt-Programm des Auswärtigen Amtes und seit 2018 im Rahmen des Programms Patrimonies durch die Gerda Henkel Stiftung finanziert. Dank der ALIPH-Foundation können nun auch die Kulturerhaltmaßnahmen im Nationalmuseum Sanaa intensiviert und auch auf die Museen Baynun, Zafar, Ibb und Ataq ausgeweitet werden.

Ziel

An dieses Projekt schließt sich das Projekt „Virtual Museum Collections of Yemen – Post-Conflict Recovery of Yemeni Museums“ an. Dieses wird im Rahmen des ArcHerNet Verbundprojektes „Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise seit 2020 gefördert. Gemeinsam mit dem Department für Geodäsie & Geoinformatik und Photogrammetrie & Laserscanning der HafenCity Universität Hamburg ist es das Ziel, die gefährdeten Museumssammlungen des Jemen photogrammetrisch mit dem Dense Image Matching-Verfahren aufzunehmen und mit umfassenden Informationen zu verlinken.

Neben der Datengewinnung lassen sich beschädigte Objekte so zunächst per Ferndiagnose besser begutachten und ggf. restaurieren. Bei möglichen Verlusten durch Kriegsschäden können diese dann bei Bedarf reproduziert werden. Mit einer Dokumentation der musealen Fundobjekte und ihrer entsprechenden Archivierung in Datenbanken kann zudem der illegale Kulturgüterhandel eingedämmt werden. Bislang ist ein Abgleich von gestohlenen oder durch Kriegseinwirkung beschädigten bzw. gänzlich verlorenen Objekten nicht oder nur unzureichend möglich. Bislang fehlt eine systematische Dokumentation etwa von Museumsobjekten im Jemen, die einen solchen Abgleich ermöglichen.

In einem ersten Schritt werden MitarbeiterInnen der Antikenbehörde des Jemen in Techniken der terrestrischen Photogrammetrie geschult. Auf diese Weise werden langfristig Kapazitäten und Kompetenzen vor Ort geschaffen. Im Anschluss pflegen ExpertInnen in Deutschland die Daten in den konfigurierten Ancient Yemen Digital Atlas (AYDA) ein und begutachten die Objekte unter wissenschaftlichen und restauratorischen Gesichtspunkten. Langfristig kann der Jemen so in die Lage versetzt werden, seine Sammlungen der Weltöffentlichkeit auch in Form von virtuellen Museen zu präsentieren.


Leitung: 

Dr. Iris Gerlach, Deutsches Archäologisches Institut, Außenstelle Sanaa

Team:

Hanna Hamel, Holger Hitgen, Josephine Schoeneberg

Partner:

General Organization of Antiquities and Museums (GOAM)

Fachbereich für Geodäsie & Geoinformatik und AG Photogrammmetrie & Laserscanning der HafenCity Universität Hamburg

Unterstützt durch:

Stunde Null „Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise“

Kulturerhalt-Programm des Auswärtigen Amtes

ALIPH-Foundation

Gerda Henkel Stiftung


Titelbild: Nationalmuseum in Sana’a | © DAI, Außenstelle Sana’a


Weiterlesen:

https://www.archernet.org/2018/10/25/ayda-ein-digitales-denkmalregister-fuer-den-jemen/
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