Am 21. Juni 2019 schloss der dritte Jahrgang des Iraqi-German Expert Forum on Cultural Heritage das einjährige Fortbildungsprogramm mit Erfolg in Al-Muthanna/Irak ab. Der irakische Minister für Kultur, Tourismus und Antiquitäten Dr. Abdulameer Alhamadani beglückwünschte die Absolventen.
Stolz halten die zehn Teilnehmer des dritten Jahrgangs des Iraqi-German Expert Forum on Cultural Heritage (IGEF-CH) ihre Zertifikate in den Händen. Die irakischen Archäologen aus verschiedenen regionalen Antikenverwaltungen haben ein Jahr lang ein gefährdetes Bauwerk ihrer Heimatregion erforscht, dessen Bestand und Schäden dokumentiert und Vorschläge zum Erhalt evaluiert.
Sie beschäftigten sich mit archäologischen und historischen Bauwerken aus unterschiedlichen Epochen und Provinzen, wie mit dem Erhalt der Ziqqurat in Ur und der Ziqqurat in Nippur (beide aus dem 3. Jahrtausend v. Chr.), dem frühislamischen Stadttor al-Wastani in Bagdad oder dem von ISIS zerstörten Minarett der Großen Moschee an-Nuri in Mosul. In sechs Arbeiten lag der Focus auf dem reichen irakischen Architekturerbe aus der Neuzeit.
Ihre Untersuchungen widmeten sich osmanischen Khanen und Burgen (Khan an-Nakhilah in Kerbela, Khan Sayid Noor in Babylon, dem Khan Bani Saad in Diyala, Burj ar-Rahba bei Najaf) oder historischen Bauten aus dem frühen 20. Jahrhundert, so der Polizeistation as-Safi in al-Muthanna und dem frühen Britischen Konsulatsgebäude in Basra.
Im Mittelpunkt des Iraqi-German Expert Forum on Cultural Heritage steht eine Fortbildung zu Methoden, Techniken und Standards der Denkmalpflege. Ziel ist, die irakische Antikenverwaltung beim Erhalt des sehr reichen architektonischen Kulturerbes des Irak darin zu unterstützen, eigenständig auf modernem, höchstem Niveau der Technik arbeiten zu können. Das Iraqi-German Expert Forum on Cultural Heritage ist als einjähriges Programm konzipiert, an dessen Beginn ein zweimonatiger Fortbildungskurs in Berlin steht. Die Teilnehmer erhalten in dieser Zeit die Möglichkeit, sich mit der Bandbreite von Theorie und Praxis in der Denkmalpflege intensiv auseinanderzusetzen. Im Anschluss hat jeder Teilnehmer die Aufgabe, ein Projekt im Irak zu bearbeiten und die Themen Baudokumentation, Bauforschung, Schadenskartierung und -bewertung sowie Konservierungsplanung selbstständig umzusetzen. Bei der Projektarbeit werden sie von den deutschen Betreuern durch regelmäßigen Austausch und im Rahmen von Trainingsmodulen im Irak unterstützt.
Am 21. Juni 2019 fand in Samawa in der Provinz al-Muthanna die abschließende Präsentation der Projekte durch die Teilnehmer des dritten Jahrgangs statt, um mit deutschen und irakischen Wissenschaftlern über die Ergebnisse zu diskutieren. An der Veranstaltung nahmen auch acht Direktoren der Antikenverwaltungen Babel, Baghdad, Basra, Diwaniyah, al-Muthanna und an-Najaf sowie Mitglieder der Provinzregierung al-Muthanna teil und ermöglichten einen intensiven fachlichen Austausch.
Den feierlichen Abschluss des Präsentationstages bildete die Danksagung durch den irakischen Minister für Kultur, Tourismus und Antiquitäten, Dr. Abdulameer Alhamadani an die irakischen Mitarbeiter der Antikenverwaltungen für ihre Ergebnisse und an das Deutsche Archäologische Institut für das kontinuierliche Engagement im Bereich des Kulturerhalts und die erfolgreiche Durchführung des Fortbildungsprogramms Iraqi-German Expert Forum on Cultural Heritage.
Finanzierung: Auswärtiges Amt, Kulturerhaltprogramm und Projekt „Stunde Null„
Organisation: Margarete van Ess und Ulrike Siegel (Deutsches Archäologisches Institut)
Titelbild: Die Abschlusspräsentation des dritten IGEF-Jahrgangs fand in Anwesenheit des Ministers für Kultur, Tourismus und Antiquitäten des Irak statt (7. Von links), des Gouverneurs der Provinz al-Muthanna (6. Von links) sowie weiterer Vertreter der Provinzregierung und den Leitern der regionalen Antikenverwaltungen|© DAI, Foto: Uthman Kadhem.
Die Arbeit des Archaeological Heritage Network wird von vielen Partnern national und international getragen und vom Auswärtigen Amt und der Gerda Henkel-Stiftung gefördert.