Das Iraqi-German Expert-Forum on Cultural Heritage (IGEF-CH) fand zum vierten Mal in Berlin statt. An dem Treffen vom 19. September bis 6. Oktober 2019 nahmen die besten Teilnehmer der vergangenen drei Jahrgänge teil.
Im Garten des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin wird fotografiert und dokumentiert. Die elf Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Iraqi-German Expert Forum on Cultural Heritage (IGEF-CH) sind mit dem praktischen Teil ihrer Fortbildung beschäftigt. Die Mitarbeiter der irakischen Antikenbehörde sind nach Deutschland gereist, um im Rahmen des IGEF-CH an Fortbildungsmaßnahmen des Deutschen Archäologischen Instituts teilzunehmen. Heute dient eine Felssteinmauer als Übungsbeispiel. Akribisch dokumentieren sie einen in die Mauer eingelassenen Löwenkopf und kartieren Schäden anhand eines Fotos. Geleitet wird dieser Teil der Fortbildung von der Restauratorin Katharina Kuntz. Sie vermittelt den irakischen Kollegen Erhaltungsstrategien für Baudekorfragmente aus archäologischem Kontext.
Die Fortbildung besteht aus mehreren Modulen. In verschiedenen Kursen beschäftigen sich die Teilnehmenden mit theoretischen und praktischen Aspekten der Denkmalpflege. Die wissenschaftliche Direktorin der Orientabteilung des DAI, Dr. Margarete van Ess, leitet das Programm. Sie wird unterstützt von der Koordinatorin Dr. -Ing. Ulrike Siegel und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dipl.-Ing. Fidaa Hlal (DAI).
Ulrike Siegel erklärt: „Im Mittelpunkt des vierten IGEF-CH stehen die Entwicklung denkmalgerechter Konzepte und die Planung der touristischen Erschließung archäologischer Stätten. Wir erproben mit den Teilnehmern Methoden der Entscheidungsfindung. Dazu definieren wir Leitideen und das Spektrum an Lösungsansätzen anhand von Fallbeispielen. Die Teilnehmenden beschäftigen sich u. a. mit der Planung der Besucherführung durch einen archäologischen Ort und den damit einhergehenden Vor- und Nachteilen, die die verschiedenen Varianten mit sich bringen. Dabei müssen sie nicht nur den Schutz der Ruine und die Bedürfnisse der Besucher berücksichtigen, sondern auch die Erfahrbarkeit der Denkmals und die Vermittlung des Denkmalwertes.“
Die Konservierung und Restaurierung von Lehmarchitektur ist ein wichtiger Aspekt des irakischen Kulturerhalts. Lehmbauexperte Prof. Dr. Christof Ziegert berichtet von praktischen Erfahrungen in der Konservierung und Restaurierung von historischen Lehmbauten und stellt seine Arbeitsweise vor. Mit praktischen Aspekten des Site Managements beschäftigen sich die Teilnehmenden auch in einem Kurs von Dipl.-Ing. Andreas Hoffschildt. Ein besonderer Schwerpunkt bildet hier das Konservierungs- und Präsentationskonzept zum Steingebäude in Uruk/Warka. Im Anschluss an die Workshops hatte die Gruppe Gelegenheit, ihr Wissen bei einer Exkursion nach Naumburg, Memleben und dem Besuch des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle und des Besucherzentrum Arche Nebra zu vertiefen.
Seit 2016 fördert das ArcHerNet Verbundprojekt „Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise“ das Iraqi-German Expert Forum on Cultural Heritage. Mitarbeitern der irakischen Antikenverwaltung wird so ermöglicht, an intensiven Fortbildungen in analogen und digitalen Dokumentations- und Evaluationstechniken der Bauforschung und Denkmalpflege teilzunehmen. „Ziel des IGEF-CH ist es, die irakische Antikenverwaltung beim Erhalt des reichen kulturellen Erbes des Irak zu unterstützen.“, sagt Koordinatorin Dr. – Ing. Ulrike Siegel.
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Die Arbeit des Archaeological Heritage Network wird von vielen Partnern national und international getragen und vom Auswärtigen Amt und der Gerda Henkel-Stiftung gefördert.